Gordon Riemann

Die Gitarre übt seit Erfindung des Rock ´N Rolls eine magische Anziehungskraft auf angehende Musiker und Zuschauer gleichermaßen aus und ist wohl wie kein zweites Instrument mit allerhand Mythen behaftet. Mit Gordon Riemann sprachen wir über eine Musikerjugend, Gitarren in aktueller Dance-Music und Teamgeist.

Gordon, Du hast im Vorgespräch erzählt, dass Du bereits seit über 30 Jahren Musik machst. Eine sehr lange Zeit für einen jungen Menschen wie Dich.

Gordon: 
(lacht) Vielen Dank, das rahme ich mir ein! Aber es stimmt, ich bin da sozusagen frühkindlich geprägt: mein Vater war in den 70er und 80er Jahren Berufsmusiker, somit war Musik seit ich denken kann ständig präsent. Dass seine Musikerkollegen bei uns zu Hause ein- und ausgingen war ganz normal. Ich fand das damals natürlich klasse – so einen Beruf hatten die Eltern meiner Schulfreunde nicht. Nachdem ich wohl lange genug genervt hatte, meldete mich mein Vater dann in der Musikschule an und ich bekam meine erste Gitarre – da war ich 7 Jahre alt.

Und warum Gitarre?

Gordon: Na ja, eigentlich wollte ich Drummer werden, bin dann aber auf Empfehlung der Musikschule und wohl auch zur Erleichterung meiner Eltern Gitarrist geworden (lacht). Das war aber ok, weil ich mich schnell verbesserte und in der Folge besonders gefördert wurde.

Wie sah diese Förderung konkret aus?

Gordon: Es gab alle möglichen Bands, von kleinen Ensembles bis hin zur Big Band, das habe ich alles mitgemacht. Zeitweise war ich bis zu 5 Tagen pro Woche in der Musikschule: Gitarrenstunden, Combos, Theorie, das volle Programm (lacht).

Klingt anstrengend.


Das war schon ein Fulltime-Job, und nebenher noch Schule (lacht). Nach und nach habe ich mir mein ganzes Leben um die Musik herum gebaut. Mein damals bester Freund war auch Gitarrist und zusammen haben wir alles, was uns angeboten wurde aufgesogen. Auch außerhalb des Unterrichtes hingen wir zusammen, hörten Steve Vai und Joe Satriani Platten und spielten uns die neusten Licks vor. Das alles hatte für mich nichts mit Druck zu tun, sondern war einfach nur das, was ich immer machen wollte.

Eine richtige Musikerjugend also. Wie ging es für Dich dann weiter?

Irgendwann merkte ich, dass die Möglichkeiten einer Provinzstadt musikalisch doch eher beschränkt sind, so dass es mich schließlich in die Großstadt zog (Köln Anm. d. Red.), wo ich dann anfing das zu tun, was ich die Jahre zuvor auch schon getan hatte, nämlich in Bands zu spielen.

Womit wir bei Decoy wären. Wie kam der Kontakt zustande?

Ganz klassisch durch eine dieser „Gitarrist gesucht”-Annoncen, auf die man normalerweise nicht antwortet (lacht). Ich habe das dann doch gemacht, was ich im Nachhinein als Schicksal deute.
Als Quasi-Gründungsmitglied konnte ich von Anfang an den Kurs der Band mitsteuern. Da kam nie dieses Sideman-Gefühl auf, was absoluten Seltenheitswert im Cover-Bereich hat.

Kann ich mir vorstellen. In diesem Genre dominieren ja eher zusammengestellte bzw. zusammentelefonierte Besetzungen.

Genau, und da kann man natürlich nichts entwickeln. Bei Decoy versuchen wir ständig, uns weiterzuentwickeln, als Team auf und hinter der Bühne.
Bertram Engel (deutscher Drummer, u.a. für Udo Lindenberg und Peter Maffay Anm. d. Red.) hat eine Band mal mit einer Fußballmannschaft verglichen, in der alle Positionen perfekt besetzt werden müssen.
11 Maradonas machen noch keinen Weltmeister (lacht), Egotrips würden nicht funktionieren.
In Zeiten von EDM (Electronic Dance Music Anm. d. Red.) weht der Wind für Gitarristen sehr viel rauer als noch vor einigen Jahren, wo Gruppen wie Van Halen in den Charts waren (lacht).
Aber ich sehe das als Herausforderung und freue mich über jeden Electro-Song, dem ich neues Leben einhauchen kann. Hier entwickeln wir uns auch als Band gemeinsam weiter, sprechen Dinge ab, arrangieren neu und passen die Stücke einer Bühnenperformance an, die vor allem eins soll: die Leute von der ersten bis zur letzten Sekunde mitreißen!
Na ja: und ein bisschen Guitar-Hero geht natürlich immer, auch bei Decoy (lacht).